Bereit für die Madness: Wie die University of Miami ihre Spieler für das NCAA-Tournament vorbereitet
Erstmals in ihrer Geschichte erreichte die University of Miami das Final Four des NCAA Tournaments. Ein entscheidender Erfolgsfaktor: Mithilfe von KINEXONs Player-Tracking-Daten bereitete sie ihre Athleten bestmöglich auf die March Madness vor. Tommy Otley, Physical Therapist & Sports Scientist des Frauen- und Männer-Basketballprogramms der University of Miami, erklärt den Ansatz der Hurricanes und gewährt wertvolle Einblick in das Trainingsprogramm für College-Basketballspielerinnen und ‑spieler.
Kommunikation ist der Schlüssel. Wir müssen Informationen so klar und effizient weitergeben, dass sie der jeweilige Coach direkt verarbeiten kann. Verstehen Coaches die Wichtigkeit der Volumen‑, Intensitäts- und Frequenz-Regulierung sowie von Zeitraum-Faktoren beim Training auf dem Court, ist es deutlich einfacher, zu besprechen, wo wir aus Metrik-Perspektive stehen.
Der Weg der University of Miami zum Final Four
Author: Philipp Lienemann
Der gemeinsam Nenner hinter Miamis Erfolg während des NCAA Tournaments war ihre Fähigkeiten, im letzten Drittel eines Spiels noch mal die Gangart zu wechseln – härter arbeiten, schneller spielen und besser werfen als ihre jeweiligen Gegner, wenn es darauf ankam. Ihr Erstrunden-Matchup gegen die Drake Bulldogs drehten die Hurricanes in den letzten fünf Minuten, indem sie auf eine Full-Court-Press umstellten.Die Indiana Hoosiers schlug Miami am Brett, angeführt von einer unglaublichen Leistung von Norchad Omier (17 Rebounds!), der an beiden Enden des Feldes jeden seine Präsenz spüren ließ. Es folgte das Sweet 16. Mitte der zweiten Halbzeit startete Miami plötzlich einen 11 – 0‑Run und kam defensiv immer wieder zu Stopps.
Die Houston Cougars erholten sich nicht mehr. Ähnlich erging es den Texas Longhorns, die ebenfalls Mitte der zweiten Hälfte noch mit 12 Punkten geführt hatten, das Spiel aber nicht zu Ende bringen konnten. Stattdessen führte „Man of the Match“ Jordan Miller (27 Punkte, 7/7 FG, 13/13 FT) die Hurricanes zu einem 23 – 7‑Run. Das nächste Spiel war gedreht.
Was besonders auffiel: Miami behielt jederzeit die Ruhe und spielte seinen besten Basketball, als es darauf ankam. Am Ende ihres Elite-Eight-Spiels hatten die Hurricanes unglaubliche 59,2 Prozent ihrer Würfe, dazu – noch beeindruckender – 87,5 % (28÷32) ihrer Freiwürfe getroffen. 13⁄14 verwandelten sie in den finalen 4 Minuten.
Sportliche Höchstleistung am Ende eines Spiels
Um all das in den finalen Momenten eines Spiels abrufen zu können, müssen Athleten auf ihren Körper vertrauen können. Sie müssen Ermüdung trotzen und gleichzeitig die Gewissheit haben, weiter auf höchstem Level performen zu können. Denn am Ende trennt genau diese Widerstandsfähigkeit gegen physische und mentale Stressfaktoren gute von herausragenden Athleten.
Division 1 Basketball Player-Tracking
Tommy Otley, der kürzlich auch am KINEXON-Webinar “From Insights to Action: Leveraging Data to Improve Load Management“ teilnahm, ist Teil des Trainingsteam der University of Miami. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen setzt er alles daran, Athleten so vorzubereiten, dass sie im entscheidenden Moment ihr Maximum erreichen.
Die Rolle von Tommy, Sports Science und Player-Tracking an der University of Miami
Ein sowohl beim Frauen- als auch beim Männer-Programm besonders wichtiger Teil von Otleys Arbeit: Basierend auf KINEXON’s Player-Tracking-Daten gibt er den Coaches sowie dem sportmedizinischen Staff der Hurricanes Einblicke weiter, die dabei helfen, informierte Entscheidungen zu treffen.
Im Interview erklärt er die Vorteile von Monitoring-Daten, wie KINEXON den Prozess nachhaltiger Trainingsplanung unterstützt und wie sein Team und er sicherstellen, dass jeder Athlet sein Optimum erreicht.
Wie "The U" Player-Tracking nutzt
Tommy, wo liegt der größte Nutzen von Tracking-Daten für dein Team bei der Trainingsplanung?
Sie ermöglichen uns ein gewisses Objektivitätslevel und lassen uns trotz unserer unterschiedlichen Hintergründe und Ausbildungsschienen eine gemeinsame Sprache sprechen.
Du hast es angesprochen. Ihr plant das Training im Team. Wie legt ihr eine gemeinsame Basis?
Kommunikation ist der Schlüssel. Wir müssen Informationen so klar und effizient weitergeben, dass sie der jeweilige Coach direkt verarbeiten kann. Verstehen Coaches die Wichtigkeit der Volumen‑, Intensitäts- und Frequenz-Regulierung sowie von Zeitraum-Faktoren beim Training auf dem Platz, ist es deutlich einfacher, zu besprechen, wo wir aus Metrik-Perspektive stehen.
Wie hilft euch KINEXON?
Wie nutzten das KINEXON PERFORM IMU sowohl, um uns für die Zukunft aufzustellen, als auch für Feedback. Jede Woche besprechen wir unseren Plan in Sachen On-Court-Belastung. Danach nutzen wir die Daten, um zu quantifizieren, wie die Belastung während der Woche verglichen mit unserem Plan aussah. Mit diesem Wissen passen wir uns entsprechend an.
Zudem ergänzen KINEXONs Daten unsere Monitoring-Techniken für Athleten, beispielsweise Kraftmessplatten-Sprünge. So bekommen wir Anhaltspunkte, wie wir die Performance unserer Spieler weiter optimieren können. Es geht vor allem darum, die Leistung unserer Athleten in Sachen On-Court-Belastung und Krafttraining so zu optimieren, dass sie bestmöglich auf den Wettkampf vorbereitet sind.
Kannst du uns einige Einblicke in den Planungsprozess eures Trainingsprogramms geben?
Entscheidend ist ein systematischer Ansatz in der Kommunikation mit den Stakeholdern, die am Ende Entscheidungen treffen. Wir müssen alle dieselbe Vision teilen, wie wir Anpassungen vornehmen und integrieren.
Nachdem wir mittlerweile historische Referenzdaten unserer
Conference- und Non-Conference-Spiele besitzen, haben wir einen guten Eindruck von typischen Wochenspektren unterschiedlicher Metriken, sowohl für das gesamte Team als auch für einzelne Spieler. Stehen wir vor einer wettkampfintensiven Woche, sprechen wir im Meeting genau das an und geben direktes Feedback, welche Art von Training wir rund um den Wettkampf planen sollten.
Dabei geht es nicht darum, dass der eine Tag härter soll, der andere eher locker. So einfach ist es nicht. Wenn sie Trainings planen, scouten Coaches Gegner, arbeiten an unserem eigenen offensiven sowie defensiven Ansatz, beziehen die Bedürfnisse einzelner Spieler, zudem die physischen Anforderungen der Belastung mit ein.
Das Vorgehen der Coaches in Sachen Wettkampfvorbereitung zu verstehen und zu wissen, an welchen Stellen Anpassungen möglich sind, ist für uns entscheidend. Mit all dem im Blick können wir das Training in Sachen Volumen und Intensität während der Saison und in Phasen vieler Spiele angemessen anpassen.
Wie managt ihr die Spielbelastung eurer Athleten und wie sorgt ihr dafür, dass alle dabei bleiben?
Die Belastung sowohl für Spieler mit vielen Minuten als auch für Athleten, die weniger spielen, zu quantifizieren, ist entscheidend.
Das erlaubt uns, letzteren angemessenen Belastungsmöglichkeiten zu bieten. Im Idealfall trainieren wir jeden so, dass er die Anforderungen eines Spielers mit vielen Minuten erfährt. Allerdings begrenzen der Spielplan und die Wettkampfbelastungsmöglichkeiten unsere Optionen.
Wie gleicht ihr das aus?
Wir zielen darauf ab, Spielern, die weniger spielen, zusätzliche Aufgaben zu geben, um sie auf das nächste Spiellevel zu bringen. Entsprechend trainieren wir einen Athleten, der normalerweise nur drei Minuten auf dem Court steht, dass er das physische Level eines Spielers mit 10 bis 15 Minuten erreicht – oder einen, der 15 Minuten spielt, damit er auf das Niveau von 30 Minuten oder mehr kommt.
Erhält ein Rotationsspieler nun eine größere Rolle, da er sich verbessert oder ein Starter sich verletzt hat, ist er physisch bereit für die on-Court-Anforderungen und kann mit dem höheren Level an Wettkampfbelastung umgehen.
Gibt es Feinheiten in Sachen Belastung oder geht es primär darum, bestimmte Intensitäten zu erreichen?
Es macht schon einen Unterschied, ob man einen Spieler, der wenig spielt, einfach auf dasselbe Volumen eines Starters bringt oder auf dieselbe Belastung abzielt. Nimmt ein Athlet nach dem
Training beispielsweise eine Stunde lang Würfe, kommt auch einer mit wenigen Minuten in Sachen Sprungkomponente auf eine höhere Accumulated Acceleration Load (AAL).
Allerdings unterscheidet sich sein Bewegungsprofil immer noch deutlich von dem unserer High-Minute-Spieler im Spiel.
Wie passt ihr das Training an, um diese Unterschiede auszugleichen?
Idealerweise würden wir mit Coaches oder GAs spielähnliche oder Live-Play-Situationen organisieren, um auszugleichen, dass manche Spieler genau diese Situationen im Wettkampf nicht erleben.
Unsere Athleten, die wenig spielen, bekommen vor dem Training normalerweise eine Scout-angeleitete Belastung. Um am Tag nach einem Spiel bestimmte Belastungsaspekte einzustreuen, integrieren wir außerdem Half-Court-3v3s, während Spieler, die viel gespielt haben, Würfe nehmen.
Kannst du uns abschließend noch einige Vorteile dieses Ansatzes nennen?
Gern. Spieler profitieren auf zwei Arten: Einerseits bringen wir sie mit Blick auf Richtungswechsel, Belastung, Hoch-Intensitäts-Distanzen sowie weitere physische Anforderungen näher an das Wettkampfniveau. Andererseits setzen wir sie Decision-Making- und Live-Play-Szenarien aus, die sie an Spieltagen nicht kennenlernen.
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