Sporttechnologie und Gleichberechtigung: Warum wir aufgehört haben, weibliche Athleten gleich zu behandeln wie Männer
Athletinnen verdienen die gleiche Behandlung wie Athleten. Das bedeutet nicht, dass Wissen, Trainingsmethoden und Analysetechniken, die auf Basis von Männern und für Männer entwickelt wurden, 1:1 auf Frauen angewandt werden können. Gleichberechtigung muss früher ansetzen. Wir stellen uns die Frage: Welche Anforderungen haben Frauen an Trainingsplanung und Belastungssteuerung, die zu lange nicht bedacht wurden?
Autorin: Jana Hubel
Der Großteil sportwissenschaftlicher Studien — und damit die Grundlagen der sportwissenschaftlichen Trainingsplanung — basiert auf Männern. Die Folge: Frauen und Männer werden bei der Trainingsplanung weitgehend gleichbehandelt. Diesen Status Quo stellen wir mit unserem Sports Science Consulting Team bei KINEXON infrage.
Gespräche mit Athletinnen, Trainerinnen und Trainern sowie Analystinnen und Analysten bestätigen uns immer mehr darin. Und bringen immer mehr geschlechterspezifische Anforderungen hervor. Um ein paar – mehr oder weniger offensichtliche – Beispiele hierfür zu nennen:
Geschlechterspezifische Anforderungen an Trainings- und Belastungssteuerung im Profisport:
1. Physische Voraussetzungen
Die hormonellen und physiologischen Systeme von Mann und Frau sind kaum vergleichbar. Ein paar Beispiele: Frauen haben eine geringere Knochendichte, einen höheren Körperfettanteil und weniger Muskelmasse sowie zyklusbasierte hormonelle Schwankungen. Die Belastungsanalyse sollte bei Frauen-Teams weibliche Voraussetzungen berücksichtigen. Sprich: Frauen sollten mit Frauen verglichen werden. Die Datengrundlage bei Männern ist jedoch um ein Vielfaches größer. Hier besteht Aufholbedarf.
2. Verletzungsanfälligkeit
Auch hierzu ein Beispiel: Der Körperschwerpunkt von Frauen sitzt tiefer. Frauen haben ein breiteres und flacheres Becken, was – statistisch betrachtet – das Knie verletzungsanfälliger macht (etwa für vordere Kreuzband-Rupturen). Risiken wie diese lassen sich reduzieren, wenn sie bei der Trainingsplanung und ‑analyse beachtet werden.
3. Leistungsfähigkeit
Niedrigere VO2max und höhere Laktatwerte führen zu einer geringeren durchschnittlichen Maximalgeschwindigkeit. Auch diese Werte können daher nicht mit denen von Männern verglichen werden. Und auch hier sind Anpassungen in der Analyse erforderlich. So müssen etwa Schwellenwerte für die automatische Eventerkennung (z.B. Sprintgeschwindigkeit) angepasst werden.
4. Zyklus
Monatliche hormonelle Schwankungen beeinflussen ebenfalls die Leistungsfähigkeit. Falsche Belastungssteuerung kann sogar zu Menstruationsstörungen führen – was im Spitzensport leider nicht selten vorkommt. Im Idealfall wird die Trainingsintensität daher auf den weiblichen Zyklus angepasst. Heißt: Intensiveres Training in der Follikelphase und regenerationsförderndes Training in der Lutealphase.
5. Körpermaße
Auch bei der Anbringung von Sensorik sind geschlechterspezifische Unterschiede zu berücksichtigen. Brustgurte und Funktionswesten mit integriertem HRF- und/oder Trackingsensor müssen bei jedem Sportler und jeder Sportlerin bequem, rutschfest und beschwerdefrei sitzen. Nur so können die Athleten und Athletinnen ihre volle Leistung bringen – und der Sensor lückenlos Daten erfassen.
Basierend auf dem Feedback und den Erkenntnissen der Teams haben wir die ersten Dashboards für die Bedarfsplanung entwickelt.
Daten nutzen, um Analysen für Sportlerinnen zu erstellen
Meine Damen, wir werden hier einen großen Unterschied machen!
Die datengestützte Live-Trainings- und Spielanalyse ist eine der effizientesten und effektivsten Methoden, um Belastungen zu managen, Leistungsfähigkeiten individuell zu entwickeln, Verletzungsrisiken zu verringern, die Rehabilitation zu steuern und vieles mehr.
Die Geschwindigkeit, mit der der “Frauensport” wächst, ist immens. Steigende Zuschauerzahlen, höhere Medienaufmerksamkeit und mehr Fans in den Stadien spiegeln diese Entwicklung wider. Auch die Teams und die Sportlerinnen selbst streben nach immer höheren Leistungen.
Wir sind davon überzeugt, dass die individuellen Anforderungen im Frauensport zu lange zu wenig (oder teilweise gar nicht) berücksichtigt wurden und somit noch ein enormes Leistungspotenzial in den Teams schlummert.
Aus diesem Grund begleiten wir eine Reihe von Spitzenteams mit unserem mobilen Spieler-Tracking-System KINEXON PERFORM GPS Pro und unserem sportwissenschaftlichen Beratungsteam. Gemeinsam hinterfragen wir bestehende Ansätze, füllen Daten- und Wissenslücken, sammeln Feedback von Spielern und arbeiten an neuen Wegen, um Live-Leistungs- und Belastungsdaten und deren Analyse effizient und aussagekräftig zu gestalten.
Zugegeben: Es gibt Dinge, die wir (noch) nicht wissen. Wir wollen zuhören und lernen. Unser Ziel? Eine gemeinsame Weiterentwicklung mit unseren Kunden. Wir freuen uns auf Erkenntnisse und Ergebnisse und darauf, sie mit Ihnen zu teilen. Wenn Sie ein Teil dieses Prozesses werden wollen, schließen Sie sich uns an und nehmen Sie hier Kontakt auf.
Während der Entwicklung neuer Funktionen und Dashboards leistete die TSG Hoffenheim unschätzbare Unterstützung und lieferte wertvolle Erkenntnisse. Finden Sie heraus, wie, indem Sie die Fallstudie unten herunterladen.