Performance Tracking im Volleyball? Giovanni "Vanny" Miale gibt Einblicke
Giovanni “Vanny” Miale ist ein echter Experte, der auf über 20 Jahre Erfahrung im professionellen Volleyball zurückgreift. Der Athletiktrainer des türkischen Volleyballvereins VakıfBank Spor Kulübü glaubt an den Mehrwert, den Tracking-Technologien den Trainern und Spieler:innen auf und neben dem Platz bieten können. KINEXON hat mit Vanny gesprochen — ließ das komplette Interview hier!
Vanny, ihr nutzt Player-Tracking und Daten nun schon seit über drei Jahren. Was waren für dich als Athletiktraining die wichtigsten Vorteile durch die Nutzung des Systems?
Vanny Miale: Anfangs war es eine Herausforderung zu verstehen, welche Daten genau für Volleyballer:innen wichtig sind. Es gab nur wenige wissenschaftliche Studien, auf die man sich stützen konnte, als ich vor dreieinhalb Jahren begann Player-Tracking einzusetzen. Inzwischen habe ich das nötige Verständnis und die Daten helfen mir ungemein dabei, die Performance von unseren Spielerinnen objektiv zu bewerten.
Du hast mehr als 20 Jahre Erfahrung im Profi-Volleyball. Auf welche Metriken konzentrierst du dich, um die Spielerinnen bestmöglich auf das nächste Spiel vorzubereiten?
Miale: Wir legen großen Wert auf Sprungdaten. Der praktischste Mehrwert der Nutzung von Player-Tracking war und ist, dass wir uns viel Zeit für spezifische physische Tests sparen können, wie beispielsweise Sprungtests (Vertikalsprungtest, Sargent-Sprungtest usw.), die im Volleyball essenziell sind.
Mit der Möglichkeit, Reportings über Leistungstrends zu erstellen, erhalten die Sportlerinnen ihre Ergebnisse am Ende jedes Spiels und jeder Trainingseinheit. Dies hilft ihnen dabei ihre Leistung zu verstehen und Fortschritte zu sehen.
Player-Tracking liefert viele verschiedene Metriken. Welche davon nutzt du am häufigsten und warum?
Miale: Im Gegensatz zu anderen Mannschaftssportarten entwickelt sich Volleyball mehr vertikal als horizontal. Daher sind wie vorab bereits erwähnt Sprungdaten und ‑metriken unerlässlich. In der Vergangenheit konnte ich zur Bewertung der Belastung einer Trainingseinheit oder eines Spiels nur die Gesamtzahl der Sprünge heranziehen.
Dank der eingesetzten Technologie hat sich das sehr verändert. Um Volumen und Belastung zu beurteilen, ziehen wir inzwischen Informationen wie Sprungintensität, Wiederholungen in einem gewissen Zeitraum und weitere Aspekte heran, um die Intensität in einer einzelnen Trainingseinheit oder einem Spiel zu bewerten. Aber am Ende gehört zu Volleyball natürlich viel mehr als nur zu Springen!
Kannst du uns ein Beispiel nennen, wie du eine weitere Metriken und dessen Vorteile im Alltag nutzt?
Miale: Ich begann zu verstehen, wie wichtig die Metrik “Accumulated Load” ist, die die Gesamtbelastung unserer Spielerinnen während einer gesamten Trainingseinheit in verschiedenen Intensitätsstufen darlegt.
Jahre später können wir Spiele und Trainingseinheiten nicht nur anhand der gespielten Zeit und der Anzahl der absolvierten Sprünge klassifizieren, sondern auch anhand dieser Metrik; dadurch können wir die Belastung einer Spielerin bei allen Bewegungen wie Sprüngen, Stößen und Verschiebungen etc. quantifizieren.
Jetzt, wo ich mehr über die Technologie weiß, haben wir uns dazu entschieden drei Intensitätsstufen einzuteilen: Leicht: >400; Mittel: 400 – 600; Hoch: <600. Diese Einstufungen ermöglichen es uns, die verschiedenen Zylen als Trainer zu modulieren.
Zum Beispiel können wir jetzt die Genesung einer verletzten Spielerin in allen Phasen detailliert verfolgen und verstehen, wann und wie sie sich erholt hat und wieder voll einsatzbereit ist.
Wie nutzt ihr Daten, um die Belastung der einzelnen Spielerinnen zu steuern?
Miale: Wir schauen uns die Belastung der Spielerinnen sehr genau an, um während der Spiele Anpassungen vorzunehmen. Die Daten helfen uns dabei, strategische Personalentscheidungen zu treffen. Die Möglichkeit, ein Trainingsvideo mit physischen Daten zu synchronisieren, hat einen großen Einfluss und bietet Athleten und Trainern ein hervorragendes Feedback.
Fast Forward: Welche volleyballspezifischen Metriken würdest du in Zukunft gerne sehen?
Miale: Wenn ich an die Zukunft denke, würde ich zum Beispiel gerne die Geschwindigkeit des Balls beim Aufschlag kennen. Vielleicht wäre die Einführung eines Chips im Ball eine Möglichkeit? Damit hätten wir noch spezifischere und auch neue Daten, mit denen wir arbeiten könnten.